Eigentlich begann alles im Jahr 1992. Vom schlichten DDR-Bürger waren wir in der Hierarchie etwas aufgestiegen, noch keine richtigen Deutschen zwar, aber immerhin schon Ossis mit Westgeld. Die Grenzen waren für uns gerade gefallen wie die Steine bei einem Domino-Weltrekord, da setzte der große Run in den Westen ein. Offensichtlich hielten wir uns wohl für besonders schlau, denn wir wollten in die andere Richtung – den Osten. Dass diese Selbststilisierung eigentlich jeder Grundlage entbehrte, darf man im Nachhinein ruhig zugeben. Denn natürlich sind auch wir in den Westen gestürmt wie die Wahnsinnigen: 1990 Österreich, Frankreich, Schweiz, Spanien; 1991 Italien und dann für 3 Monate in die USA. Doch 1992 sollte es wieder einmal nach Rumänien gehen – ein Land, das wir schon von zahlreichen Bergsteigerreisen kannten und in dem es sagenhaft viel Felsen aber kaum einen Bohrhaken geben sollte. Erstmalig wollten wir dort der vertikalen Lust frönen, ohne jedoch Ahnung von irgendeinem richtigen Felsklettergebiet zu haben. Nachdem wir von einer rustikalen Tour zurückgekehrt waren, hatten wir alle Informationen über das erstaunlich vielfältige Klettern in einem sehr ursprünglichen Land gesammelt und fragten bei einem großen deutschen Kletterverlag an, ob dort wohl Interesse an der Veröffentlichung eines Führers bestehe. Dort winkte man ab: der Osten lohnt sich nicht, da ist finanziell nichts zu holen. Da das Klettern in Rumänien im Speziellen aber auch sonst wo auf der Welt im Allgemeinen uns keine rein finanzielle, sondern vielmehr eine Herzensangelegenheit war, bereitete ich das Material gemeinsam mit Mara Herzog eben selbst auf und erstellte mit Hilfe tausender Einzelseitenkopiervorgängen, lustigen roten oder schwarzen Plastikschienen, welche die Blättersammlung zusammen hielten, 1993 mein erstes Buch – eben den Kletterführer Rumänien.
Der erste handgemachte Kletterführer.
Zwei Jahre darauf erblickte ein ähnlich edel designtes Machwerk mit dem Namen Kletterführer Halle-Löbejün das Licht der Welt und erlebte als DER regionale Kletterführer mehrere Nach- und Neuauflagen. Es sollte allerdings bis 2003 dauern (als „ewiger Student“ hatte ich es inzwischen geschafft, mein Diplom abzuschließen und somit endlich mehr Zeit zum Klettern zu haben), bis ich die vom Gestein und der regionalen Lage unbedingt zugehörigen Leipziger und Hohburger Gebiete in den Führer aufnahm und das nun auf 176 Seiten angewachsene Buch in anständig gedruckter Form herauszubringen. Entscheidend war in jenem Jahr nicht nur, dass ich erstmalig das Wort „Geoquest“ in das Buch schrieb, sondern vielmehr dass das Vorhaben, gute Kletterführer zu machen erstmals vom Layouter Jakob Schlademann unterstützt wurde, dessen gestalterisches Talent schon damals mit dem ersten Buch Maßstäbe setzte, die das Establishment in Erstaunen versetzte.