Die Boulderhallen sind geschlossen, die Kletterhallen auch und Sport- und Freizeitanlagen im öffentlichen Raum dürfen nicht genutzt werden. Dabei ist bisher kaum einer krank – oder?
In letzter Zeit werde ich zudem verstärkt angerufen und gefragt, ob das Klettergebiet Löbejün noch geöffnet sei, oder ob man dort seinen Osterferien verbringe könne. Ringsum herrscht Verunsicherung, was man denn noch kann und darf.
Prinzipiell: Die Coronagrippewelle ist losgetreten und wird über uns hinwegrollen. Wir können sie nicht stoppen. Es ist eine Welle, sie hat einen Anfang, einen Scheitel und ein Ende. Worum es jetzt einzig und allein geht, ist, den Scheitel so flach wie möglich zu halten, damit die Krankenhäuser von der Kapazität her die kritisch verlaufenden Fälle behandeln können. Momentan hat man Daten aus China, die von 6% sehr kritischen Fällen bei den Erkrankten ausgehen (https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Steckbrief.html).
Es geht um den Schutz von älteren Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen (vor allem der Atemwege), welche bei Corona-Infektion mit dem Tod bedroht sind. In Italien ist die Situation leider schon eingetreten, dass die Kapazität nicht mehr ausreicht. (https://www.youtube.com/watch?v=o_D0lyQaR6o). Die Empfehlungen von Politik und Medien sind also keine Panikmache, sondern einfach eine Zukunftsprospektion, die aus dem Beispiel Italien nur logisch ist (das Land ist uns im Epidemieverlauf ca. 10-14 Tage voraus).
Daraus lässt sich auch das Handeln für uns Kletterer ableiten: auch wir sollten dazu beitragen, dass die Übertragungsrate verlangsamt wird. Dabei geht es nicht allein darum, was erlaubt und verboten ist. Es geht um den gesunden Menschenverstand. Also: Kontakte untereinander vermeiden, nicht in Gruppen klettern und besonders vorsichtig beim Kontakt mit Älteren und Gefährdeten sein. Denn auch wenn man offensichtlich nicht krank ist: jeder von uns kann das Virus schon in sich tragen und weiterverbreiten, das sollten wir nie vergessen.
Doch zurück zum Klettern – was geht noch?
Bouldern
Prinzipiell nur alleine! Die Älteren unter uns erinnern sich noch – da draußen stehen Felsen. Und gar keine schlechten! Zeit, sie wieder einmal zu besuchen, Sternchenboulder zu wiederholen, ein paar vergessene mit der Drahtbürste zu putzen und wiederzubeleben und bei der Gelegenheit fällt vielleicht sogar noch die eine oder andere Erstbegehung ab! Benutzt viel Chalk, das wirkt hygroskopisch, entzieht die Feuchtigkeit und bildet eine Umgebung, welche die Viren nicht mögen. Putzt die Griffe hinterher, damit möglichst nichts haften bleibt.
Nach derzeitigem Wissensstand (ändert sich ständig) können die Viren wohl auch außerhalb von Menschen bis zu 6 Tagen auf Oberflächen überleben. Es ist deshalb keine gute Idee, abwechselnd alleine oder mit Mindestabstand in einer Boulderhalle zu klettern. Denn hier gibt es Stühle, Klos und Türklinken, die alle benutzen.
Deshalb: vor und nach dem Klettern und auch sonst so oft wie möglich Hände waschen, egal ob kaltes oder heißes Wasser, Hauptsache mit Seife (https://www.mdr.de/nachrichten/podcast/kekule-corona/corona-kompass-kekule-ausbreitung100.html).
Ich persönlich denke, man kann auch zu zweit Bouldern gehen, wenn man permanent Mindestabstand einhält, jeder sein eigenes Crashpad und Chalk benutzt und den Partner so anfeuert, dass ebenfalls 2 Meter Abstand gewahrt bleiben. Man sollte sich auf Boulder beschränken, bei denen nicht gespottet werden muss und sollte sich überemotionales Anfeuern mit Schaum im Mundwinkel sparen.
Das ist allerdings nur meine persönliche Annahme des denkbaren Gefahrenpotenzials, wenn jemand mehr Informationen darüber hat, bin ich für eine Nachricht dankbar.
Da das Ausland gerade völlig tabu ist, hier eine Übersicht über die Boulderführer für das Klettern in der Heimat:
Bouldern in Mitteldeutschland (Sachsen-Anhalt/Sachsen):
Bouldern im Bahratal:
Bouldern im Chemnitztal:
Bouldern in Thüringen:
Seilklettern
Seilklettern geht auf jeden Fall mit Menschen, mit denen man in einem gemeinsamen Haushalt lebt. Hier gehe ich davon aus, das man nicht infiziert ist. Im Ansteckungsfall lässt sich in einem Haushalt die gegenseitige Infektion ohnehin kaum vermeiden lässt, da die Symptome oft erst so spät auftreten (bis zu 14 Tage nach Infektion) und es dann ja bereits zu spät ist. Wer infiziert ist oder so etwas vermutet, darf dagegen den Haushalt keinesfalls mehr verlassen.
Die gute alte Zweierseilschaft, welche früher mal die Regel war, könnte ein Comeback erleben und ein sinnvolles Alternativmodell zur „spanischen“ Herdenbildung“ mit 10 Kletterern, 5 Kindern und 7 Hunden sein. So groß die Versuchung auch sein mag: bitte keinerlei Gruppenbildung!
Wie ist es mit Seilpartnern aus unterschiedlichen Haushalten? Da bin ich mir momentan unsicher. Ich denke, wenn in einem der beiden Haushalte ältere oder gefährdete Menschen leben, ist das absolut fahrlässig und geht gar nicht. Auch wenn einer der Seilschaftspartner Kontakt mit solchen Menschen hat, sollte er unbedingt davon Abstand nehmen.
Wohnen beide jedoch in einem Singlehaushalt und halten sich ansonsten an alle behördlichen Empfehlungen (weitgehende häusliche Quarantäne), kann ich mir vorstellen, dass es unter bestimmten Rahmenbedingungen vertretbar sein könnte. Dazu gehört keine gegenseitigen Berührungen, also kein Berg-Heil-Handschlag. Außerdem ganz wichtig: jeder verwendet sein eigenes Seil, denn dieses nimmt man zum Klippen in den Mund. Ebenso werden eigene Exen verwendet. Weiterhin: Klettern nur in abgelegenen Gebieten, in denen man kaum auf andere trifft. Wenn doch – immer den Mindestabstand von 2 Metern zu anderen Personen einhalten. Sicherung beim ersten Haken so, dass man im Sturzfall nicht aufeinanderprallt (ggf. auf die Sicherung am 1. Haken verzichten und ein Crashpad zu Hilfe nehmen). Nicht gemeinsam Essen und Trinken. Und natürlich alle anderen bekannten Verhaltenseinschränkungen ebenfalls einhalten. Hände waschen!
Auch zu diesem Sachverhalt: das ist nur eine persönliche Ansicht und ich bin für Meinungen und Erkenntnisse dazu dankbar, denn wir alle lernen hier momentan ständig dazu.
Da das Ausland gerade völlig tabu ist, hier eine Übersicht über die Kletterführer für das Klettern in der Heimat bei Geoquest. Diese sind nicht nur für die momentane Krise nützlich. So wie es momentan aussieht, sollte der Sommerurlaub vielleicht auch lieber in unseren Regionen geplant werden.
Klettern in Mitteldeutschland (Sachsen-Anhalt/Sachsen):
Klettern in Thüringen:
Klettern und Bouldern in Berlin/Brandenburg:
Klettern im Erzgebirge:
Klettern im Harz:
Klettern im Sauerland:
Klettern in der Eifel:
Klettern im Rheinland:
Klettern in Schwaben:
Klettern im Frankenjura:
Klettern im Elbsandsteingebirge (Einsamkeit garantiert):
Wer die Gesellschaft nachhaltig entlasten möchte, verkrümelt sich komplett in die Alpen, kauft für 14 Tage Essen ein, nimmt das Zelt mit (nicht auf Hütten übernachten, dort könnten andere Menschen sein) und biwakiert in der Natur. Somit reduziert man die Zahl der menschlichen Interaktionen für die kritische Zeit der nächsten beiden Wochen so weit wie möglich. Aber immer dran denken: die Grenzen sind offiziell geschlossen, ein jeder (Schweizer, Österreicher, Deutsche) bleibe deshalb auf seiner Seite oder vermeide jeden menschlichen Kontakt. Die Kletterführer dafür (insg. 3 Bände):