Griechenland hat uns die Demokratie geschenkt und damit den ganzen Kontinent auf Vordermann gebracht. Man könnte meinen, es sei Zeit, für ein Gegengeschenk. Dem Land geht es momentan nicht so gut, also warum nicht etwas zurück geben und statt in der Terrorgebeutelten Türkei oder dem überteuerten Frankreich, die sauer verdienten Urlaubseuronen in diesem Jahr einfach mal bei den Hellenen ausgeben?
Doch dieser auf den ersten Blick leicht logisch klingende Gedankengang ist aus den 3 folgenden Gründen grundfalsch:
1. Die Griechen brauchen unser Geld eigentlich nicht, Anders als in unserer megaindividualisierten Gesellschaft funktioniert dort die Familie als sicherer Rettungsschirm und wenn es keinen Job mehr im Büro gibt, wird bei der Olivenernte geholfen. Alle arbeiten, es gibt vielleicht weniger Geld aber genug zum Überleben und so kann man nach wie vor am Sonntag im Kaffeinion sitzen und entspannen. Wer 400 Jahre Fremdherrschaft überstanden hat, den ficht eine 10-jährige Krise von Banken und Staat nicht an, zumal, wenn diese Krise global ist. Druckt ihr nur weiter Euer EZB-Phantasiegeld, kauft weiter Eure Aktien, von denen ihr annehmt, dass sie in 20 Jahren noch jemand will. Wir halten uns an unsere Olivenbäume, die geben jedes Jahr Öl und nur damit läuft alles wie geschmiert.
2. Keiner fährt nach Griechenland, weil er den Griechen helfen will. Das wird schon ganz kurz nach der Landung klar. Nein, es ist andersrum. Griechenland hilft Dir und mir. Warum? Ganz einfach, Du landest, bist von freundlich unaufgeregten Menschen umgeben und das tut Deiner Seele gut. Du musst Dein Auto nicht abschließen, Du kannst Dein Portemonnaie auf den Bürgersteig legen, und was passiert? Es kommt jemand hinterhergelaufen und bringt dir den Geldbeutel! Versuch das mal in Frankreich oder Italien.
3. Du bist Kletterer und liebst es, neue Gebiete zu erkunden? Außerdem findest Du die Idee, im Meer zu baden und das Klettern damit zu verbinden, gar nicht so schlecht? Dann kannst Du entweder 1000 Euro lockermachen und nach Thailand düsen oder Du nimmst den Kurzstreckenflieger und bist für 250 Euronen nur 3 Stunden später an den makellosen Kalksteinfelsen der Ägäis unterwegs, bevor Du Dich schnorchelnd in das sauber klare Wasser der Ionischen Inselwelt gleiten lässt.
Und – glaubst Du immer noch Selbstsucht und Vergnügungswahn sind die wahren Antriebskräfte? Sie seien Dir gegönnt, vorausgesetzt, du hast dir dein Geld ehrlich verdient und nicht durch den Handel mit Credit-Default-Swap-Papieren erschlichen oder als Banker griechische Staatsanleihen an die EZB verhökert. Viel Spaß beim Klettern an weißen Felsen überm blauen Meer!
Geoquest hat mehrere Wochen auf der Halbinsel Argolis für einen neuen Kletterführer Argolis recherchiert, der gemeinsam mit dem Autor Hans Weninger erstellt wurde und 2017 erschienen ist.
Autor Hans Weninger fährt gemeinsam mit seiner Frau Jeanette seit über 12 Jahren regelmäßig auf die Argolis, macht dort Erstbegehungen und dokumentiert alles.